Sicherheit für Piloten und Fallschirmspringer muss im Luftsport immer im Vordergrund stehen. Praktikable Regeln und moderne Technik können helfen, das Miteinander im Luftraum so zu gestalten, dass alle Nutzer so wenig wie nötig eingeschränkt werden, ohne sich gefährlich nah zu kommen.
Beim „Go“ des Exitkommandos der Fallschirmspringer verlassen die Sportler das Flugzeug. Nach einer Minute im freien Fall aus 4000 Metern öffnen die Springer in 800 Metern über Grund ihre Schirme, an denen sie ungefähr vier Minuten lang bis zur Landung schweben. In der Zeit haben sie kaum Chancen, Flugzeugen auszuweichen.
Sprungzonen sind auf den ICAO-Karten durch Fallschirmsymbol und roten Kreis gekennzeichnet. Das große rote Fallschirmsymbol zeigt intensiven Sprungbetrieb auch an Werktagen an. Das kleinere blaue Symbol kennzeichnet Sprungplätze, die in der Regel nur an Wochenenden und Feiertagen aktiv sind. Ob ein Platz aktiv ist, erfahren Piloten per Funk vom Flugplatz oder über FIS.
Eine neue Entwicklung des Kollisionswarngeräts FLARM soll jetzt helfen, gefährliche Annäherungen in Sprungzonen zu vermeiden. Die FLARM-Bodenstation sendet in einem zylinderförmigen Bereich ein visuelles und akustisches Warnsignal vom Start des Absetzflugzeuges bis zur Landung der Springer. Die Signale können mit FLARM ab Update Version 6 empfangen werden. Der Vorteil dieses Verfahrens ist, dass nur bei tatsächlicher Kollisionsgefahr, also wenn Springer in der Luft sind, die Warnsignale gesendet werden.
Die ersten Sprungzonen-FLARMs werden zurzeit installiert. 15 der 4000 bis 4500 Euro teuren Geräte (je nach Wechselkurs Euro/Schweizer Franken) wurden ausgeliefert. Um Akzeptanz und Effektivität zu beurteilen, bitten wir Piloten und Springer, uns ihre Erfahrungen per Mail oder Telefon mitzuteilen (Ansprechpartner Günter Bertram, Tel. 0531 23540-50, g.bertram@ daec.de).
Besondere Vorsicht bei der Annäherung an Sprungzonen ist notwendig. Dabei bitte auch auf die Absetzflugzeuge der Fallschirmspringer achten. Viele sind schon mit FLARM-Geräten ausgestattet. Sie fliegen auch außerhalb des Kreissymbols mit Zwei-NM-Radius. Im Steigflug hat das Absetzflugzeug wegen des hohen Anstellwinkels eine verminderte Sicht nach unten/vorn. Der Sinkflug der meisten Absetzflugzeuge ist sehr schnell und steil.
Sprungzonen sind aber keine Sperrgebiete. Jeder Springer muss sich vor dem Sprung vergewissern, dass der Luftraum für ihn frei ist, die Absetzfreigabe seitens der Flugsicherung garantiert diese nicht. Um unnötige Gefährdungen zu vermeiden, sollten Piloten Sprungzonen nur dann durchqueren, wenn bestätigt wurde, dass der Platz nicht aktiv ist. Auf keinen Fall sollten die Plätze als Wendepunkte beim Streckenflug genutzt werden!
Vernünftiges Miteinander ist gefragt. Nichts spricht dagegen, dass ein Segelflieger zwischen den Absetzvorgängen den Bart über der Sprungzone nutzt. Auch der Motorflieger, der den Blick von oben auf die Springerszene genießen möchte, sollte das machen können. Miteinander reden und sich verstehen ist angesagt. Das ist nicht nur sicherer, sondern auch stressfrei und sympathisch.
DAeC